Körnerpark
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In Watte und Nadeln – Konturen von Trauer

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4. März – 18. Mai 2023

Ausstellung: In Watte und Nadeln – Konturen von Trauer

Ausstellungseröffnung: Freitag 3. März 2023, 18 Uhr

Verlust und Trauer sind unvermeidliche und universelle Erfahrungen, die dennoch jede:n von uns früher oder später unerwartet treffen. Die Ausstellung untersucht dieses Spannungsfeld und beleuchtet durch unterschiedliche künstlerische Medien verschiedene emotionale Zustände von Trauer.

Wir wissen nicht, wie wir trauern, bis wir trauern, stellt Chimamanda Ngozi Adichie fest. Trauer ist ein nicht-linearer Prozess, bei dem ambivalente Gefühlszustände aufeinander treffen. Wir können uns wie in Watte gepackt fühlen – abgeschnitten von der Welt, mit Druck auf der Brust und Leere im Herzen. Gleichzeitig holen uns schmerzhafte Erinnerungen immer wieder ein und durchstechen die gleichgültige Schutzschicht wie heiße Nadeln. Auf Wut folgt Verzweiflung, auf Einsamkeit Erschöpfung, aus Schuld ergibt sich Resignation. Auch wenn jeder Verlust einzigartig ist, entwickeln wir im gemeinsamen Schmerz Verständnis füreinander und können gemeinsam heilen.

In der westlichen Kultur ist Trauer oft immer noch negativ konnotiert und tabuisiert, auf Trauerenden lastet der gesellschaftliche Druck schnell wieder ‚funktionieren‘ zu müssen. Pauline Boss‘ Konzept des „uneindeutigen Verlustes“ beschreibt einen Perspektivwechsel, der einen umfassenderen persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Trauer ermöglicht. Uneindeutige Verluste bleiben unklar, schwer zu fassen und können daher nicht abgeschlossen werden. Neben dem Tod von nahestehenden Personen benennt Boss viele weitere uneindeutige Verlusterfahrungen, physischer und psychologischer Art. Ergebnis ihrer langjährigen Forschung ist die Erkenntnis, dass Trauer nicht kontrolliert werden kann, sondern ausgedrückt und gelebt werden muss. Trauer als einen Prozess zu verstehen, der nie vollständig abgeschlossen werden kann, ermöglicht es uns, sie als Entwicklung in unsere Identität zu integrieren und eine Beziehung zu den Objekten und Personen des Verlusts weiterzuführen. Die Zeit, die wir zum Trauern brauchen, ist die Übergangszeit, bevor wir uns an unsere neue Realität gewöhnen. Dabei können wir lernen, Trauer nicht als Ende, sondern als Veränderung zu begreifen. Die Ausstellung möchte nach diesem Vorbild einen Raum für die Ambivalenzen von Trauer schaffen.

Ausstellung vom 4. März bis 18. Mai 2023

Kuratiert von Dorothee Bienert, Yolanda Kaddu-Mulindwa, Nina Marlene Kraus & Beatris Wakaresko

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler

Nadine Byrne, Cecilia Granara, Mazen Kahhdaj, Aneh Ondare, Paloma Proudfoot, Claudia Reinhardt
Mathilde ter Heijne, Jaan Toomik, Melanie Wiksell

Veranstaltungen

Vernissage am 3. März 2023 – 18 bis 22 Uhr
Vernissage der Ausstellung mit Einführung durch das Kuratorinnenteam und Performance DIST__ANCE von Mazen Khaddaj

Donnerstag, 23. März 2023, 19 Uhr
60 Minuten “Nichtstun” mit Birgit Binder und Michael Disqué (Kleiner Raum für Aktuelles Nichts)
Das Nichtstun lässt sich als ritueller Resonanzraum verstehen, in dem das in den Vordergrund rücken kann, was in der Geschäftigkeit des Alltags keinen Platz hat.

Mittwoch, 26. April 2023, 18 Uhr
Künstler/innengespräch mit Day Eve/Audioslut über Trauer, Transformation und Heilungspraktiken in/durch Kunst, anschließend Lesekreis mit Kathy-Ann Tan (Mental Health Art Space) über Liebe, Trauer und Heilung aus einer intersektionalen feministischen Perspektive (bell hooks “All About Love”).

Sonntag, 7. Mai 2023, 15 Uhr
Trauerspaziergang mit Roxane Pieper (Leiterin Trauercafé Diakonie Hospiz Wannsee)

Sonntag, 14. Mai 2023, 15 Uhr
Schreibworkshop “Gefühle zum Abschied” mit Bastian Schulz
Die Teilnehmer:innen erschaffen durch kreatives Schreiben einen Ort der Heilung.


Galerie im Körnerpark (Eintritt ist frei)
Schierker Straße 8, 12051 Berlin - Telefon: 030-56823939
Öffnungszeiten: Montag - Sonntag 10 bis 20 Uhr
Verkehrverbindungen: S+U Neukölln U7 / S4, 41, 42, 45, 46, 47, Bus 171, N7, N79
24., 25. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar geschlossen